
| Uhrzeit | Ort | Titel |
|---|---|---|
| 21:25 | Nyx/Levski | Vertrauen |
Es ist komisch, wie schnell sich alles ändern kann. Vor ein paar Tagen war ich noch Teil von etwas – oder dachte zumindest, ich wäre es. FRoD. Ein Team. Eine Art Familie, so verdreht das auch klang. Wir haben zusammen gekämpft, geblutet, überlebt. Und jetzt? Jetzt sitze ich hier, in diesem Loch auf Levski, und frage mich, ob alles nur eine Lüge war. Mariette Abendroth ist gerettet. Nicht von mir. Nicht einmal mit mir. FRoD, Mr. Hide, Twilight Security – alle waren dabei. Alle außer mir. Ich habe es erst erfahren, als es schon vorbei war. Keine Einladung. Keine Nachricht. Nichts. Als wäre ich ein Außenstehender. Ein Niemand. Und dann kam der nächste Schlag: Peter. Der Typ, mit dem ich Seite an Seite gekämpft habe, der sich immer wie einer von uns gegeben hat. Stell dir vor, du erfährst, dass er in Wahrheit Darius Neveneth ist – der Chef von Twilight Security. Der Typ, dessen Firma eigentlich unser Feind sein sollte. Und das Schlimmste? Alle wussten es. Valentin. Hide. Selbst Hector. Alle außer mir. Die Begründung? "Ray, du bist Teil des Teams, aber nicht von FRoD." Als ob das einen Unterschied macht. Als ob ich nicht seit Monaten mit ihnen durch die Hölle gehe, als ob ich nicht geblutet hätte für diese verdammte Gruppe. Als ob ich nicht jeden Einzelnen von ihnen aus irgendwelchen Scheißlagen rausgezogen hätte. Und dann das Geld. Darius wirft Credits herum wie ein reicher Vater, der seinen Kindern Süßigkeiten gibt. Plötzlich fühlt es sich an, als wäre ich nur ein Angestellter – ein Söldner, der für ein Unternehmen arbeitet, das ich eigentlich verachten sollte. Nicht mal mehr ein Freund. Ein Mitarbeiter. Ein Werkzeug. Ich habe Valentin gefragt. Mein Freund. Ob er es wusste. Ob er mir hätte sagen können. Seine Antwort war dieselbe Scheiße wie die der anderen: "Ray, du hättest ja Mitglied werden können." Als ob es so einfach wäre. Als ob ich nicht schon an etwas gebunden wäre – an einen Orden, der vielleicht nur noch aus mir besteht, aber trotzdem existiert. An einen Schwur, den ich nicht einfach brechen kann, nur weil es gerade bequem wäre. An etwas, das größer ist als ich. Oder zumindest war. Valentin versteht das nicht. Er kann es nicht verstehen. Für ihn ist es nur eine Frage der Loyalität zu FRoD. Aber für mich? Für mich geht es um etwas, das ich nicht einfach ablegen kann, nur weil es gerade passt. Vielleicht bin ich der letzte meines Ordens. Vielleicht ist alles, wofür ich einst gekämpft habe, längst verschwunden. Aber dieser Schwur – er sitzt tief. Tiefer, als ich es manchmal selbst verstehe. Also bin ich gegangen. Allein. Wieder. Wie immer. Jetzt sitze ich hier, auf Levski, in diesem verdammten Nyx-System, wo die Luft nach Rost und Verrat riecht. Die Station ist ein Hort für Gesindel, Schmuggler und Leute, die nirgendwo sonst hingehören. Die Vanduul lauern da draußen wie hungrige Wölfe, und die Piraten hier sehen jeden Neuankömmling als leichte Beute. Aber weißt du was? Es ist ehrlich. Hier weiß jeder, dass er auf sich allein gestellt ist. Keine Lügen. Keine halben Wahrheiten. Keine "Wir sind ein Team, aber nicht wirklich". Vielleicht war das der Plan von Anfang an. Vielleicht war ich nie mehr als ein Werkzeug für sie. Ein nützlicher Idiot, der die dreckige Arbeit erledigt, bis er nicht mehr gebraucht wird. Ein Söldner, den man aussperrt, wenn es ernst wird. Aber ich bin nicht tot. Noch nicht. Und hier, in Nyx, werde ich es ihnen beweisen. Ich habe mein Lager hier aufgeschlagen. Vorerst. Die Station ist ein Drecksloch, aber sie ist ein mein Drecksloch. Hier gibt es keine falschen Freunde. Keine versteckten Agenden. Nur das Gesetz des Stärkeren – und das kenne ich. Das verstehe ich. Und wenn sie mich brauchen? Wenn sie plötzlich doch meine Hilfe wollen? Dann werden sie mich finden. Aber diesmal zu meinen Bedingungen. Nicht als Angestellter. Nicht als Werkzeug. Sondern als jemand, der weiß, was er wert ist. Vielleicht war das hier der einzige Ort, an dem ich das noch spüre. |
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