
Der erste Eindruck: Ein Knotenpunkt voller Schatten. Die Luft hier roch nach altem Metall, verbranntem Öl und zu vielen Menschen in zu engen Korridoren. Keine sterile Sauberkeit wie in Stanton, keine leuchtenden Werbe-Holos, die einen anlachen – nur rostige Träger, flackernde Neonröhren und Blicke, die länger verweilen, als mir lieb ist.
Ich hielt mich allein, schlenderte durch die Hauptgänge. Händler boten ihre Waren an – Ersatzteile, Munition, Medikamente, alles zu Preisen, die schon fast an Erpressung grenzten. Doch wer in Pyro fragt nicht nach dem Preis, sondern danach, ob die Ware echt ist.
Zu trinken gab es hier nur reclaimed water – gereinigt, gefiltert, zigmal wiederverwendet. Man schmeckte das Metall der Leitungen bei jedem Schluck. Und zu essen? Hauptsächlich Aloprat. Rattenähnliche Viecher, zäh und widerstandsfähig, die selbst auf Raumstationen überleben. Hier am Spieß gegrillt, Haut knusprig, Fleisch fettig und streng im Geschmack. Die Alternative: Seanuts – seltsame, tubenartige Meereswesen, roh verkauft, bissfest, mit einem salzig-nussigen Aroma. Manch einer schwört drauf. Ich nicht.
Zum Glück haben wir unsere eigenen Vorräte dabei. Hoffentlich reichen sie lange genug, denn in Pyro will man nicht auf das lokale Menü angewiesen sein.
Die Präsenz des R&R-Clans war spürbar. Nicht uniformiert, aber jeder hier wusste, wer sie sind. Männer und Frauen mit dem Selbstbewusstsein von Leuten, die wissen, dass sie im Zweifel die Regeln schreiben. Ich sah, wie sie die Neuankömmlinge musterten. Kein offener Widerstand, kein direkter Kontakt – aber die Botschaft war klar: „Wir sehen euch.“
In einer der Spelunken blieb ich kurz stehen. Gedämpfte Stimmen, Kartenspiele, ein Holo-Schirm mit verzerrtem Signal, das einen alten Spectrum-Kanal wiedergab. Einer der Gestalten hob den Kopf, musterte mich, dann grinste – ohne Freude. Ich bestellte nichts, mein Durst nach Antworten war größer als der nach Whiskey.
Während ich weiterging, hörte ich Gespräche, die ich nicht hätte hören sollen. Bruchstücke: „Dracular … Lazarus … lebende Ladung.“ Kein Zusammenhang, nur Flüstern in den Gängen. Doch hier bedeutet jedes Wort etwas, auch wenn man es nicht gleich versteht.
Da stand noch jemand und schaute sehr komisch. Seine Rüstung, wenn das überhaupt eine war, habe ich noch nie wo gesehen. Sieht so aus, als ob diese für gefährliche Arbeiten benötigt wird.
Ich spürte den Blick im Rücken, als ich mich in Richtung der Docks begab. Dort, wo die Luft nach Kühlmittel roch und das Echo von Schritten zwischen den Schiffshallen hängen blieb. Ein Mann lehnte an einer Wand, Kapuze tief ins Gesicht gezogen, eine Zigarette glühte im Schatten. Er sagte nichts. Ich auch nicht. In Pyro reicht Schweigen, um eine Nachricht zu senden.
Als ich schließlich in mein Quartier zurückkehrte, war da dieses Gefühl:
Wir sind willkommen – aber nur so lange, wie wir nützlich sind.
Notiz:
Checkmate ist kein Ort, an dem man sich sicher fühlt. Jeder Blick, jedes Wort kann ein Messer sein. Ich habe Elias nicht gesehen, aber über Funk seine Stimme gehört – er blieb wohl nah an der MedBay, als ob er ahnte, dass er hier bald gebraucht werden könnte.
Cody habe ich in den Gängen kurz wahrgenommen – oder bilde ich mir das nur ein? Er war da, dann wieder weg. Wie ein Schatten.